
Neuer Weinstein-Prozess: Opfer von Ex-Filmproduzent fühlten "sich klein"

Er soll Frauen zum Sex genötigt und gedemütigt haben: Im neu aufgerollten Prozess gegen den früheren US-Filmproduzenten Harvey Weinstein in New York hat die Anklage am Mittwoch dessen mutmaßliche Vergehen gegen drei Frauen geschildert. Weinsteins Anwalt nannte dessen Sexualkontakte dagegen erneut einvernehmlich und seinen Mandanten unschuldig.
"Wenn Weinstein etwas wollte, hat er es sich genommen", sagte Staatsanwältin Shannon Lucey zum Auftakt. Alle drei Frauen hätten Weinstein angefleht, sie in Ruhe zu lassen, aber er habe "die ganze Macht gehabt" und bewirkt, dass seine Opfer "sich klein fühlen".
In dem New Yorker Verfahren geht es um die mutmaßliche sexuelle Nötigung der ehemaligen Produktionsassistentin Miriam "Mimi" Haley 2006 und die mutmaßliche Vergewaltigung der aufstrebenden Schauspielerin Jessica Mann 2013. Erstmals wird zudem die Klage des früheren Models Kaja Sokola verhandelt, die Weinstein erzwungenen Oralsex im Jahr 2006 vorwirft, als sie erst 16 Jahre alt war.
Staatsanwältin Lucey beschrieb in allen Einzelheiten, wie Weinstein etwa die deutlich kleinere Produktionsassistentin Haley "küsste und begrabschte" und wie er "trotz ihrer Bitten aufzuhören Oralsex an ihr vollzog".
Weinsteins Anwalt Arthur Aidala wies die Darstellung der Anklage entschieden zurück. Weinstein sei in allen drei Fällen "nicht schuldig" und die Aussagen der mutmaßlichen Opfer widersprüchlich. Er führte etwa an, die Schauspielerin Jessica Mann habe Weinstein nach der mutmaßlichen Vergewaltigung ihrer Mutter vorgestellt.
Der 73-jährige Ex-Produzent wurde im Rollstuhl in das Gericht in Manhattan geschoben. Er trug einen schwarzen Anzug und wirkte geschwächt. Zuletzt hatte Weinstein mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen.
Der Prozess hatte vergangene Woche mit der Auswahl der Geschworenen begonnen. Anders als im letzten Verfahren ist die zwölfköpfige Jury überwiegend weiblich besetzt: Sieben Frauen stehen stehen fünf Männer gegenüber.
Weinstein war 2020 wegen sexueller Übergriffe und Vergewaltigung zu 23 Jahren Haft verurteilt worden. Das höchste New Yorker Gericht hob dieses Urteil jedoch wegen Verfahrensfehlern auf und ordnete eine Neuverhandlung an.
Der einst mächtige Hollywood-Mogul Weinstein gilt in der Filmbranche als "Monster", seit die Zeitung "New York Times" und das Magazin "New Yorker" vor mehr als sieben Jahren mit ihren Enthüllungen einen Schock auslösten. Daraus ging die MeToo-Bewegung um Schauspielerinnen wie Angelina Jolie, Gwyneth Paltrow und Ashley Judd hervor. Sie hoffen in dem neuen Verfahren auf Gerechtigkeit.
Insgesamt sehen sich mehr als 80 Frauen als Opfer Weinsteins. In dem neu aufgerollten Prozess sollen aber vorerst nicht mehr als drei von ihnen aussagen. Denn das war einer der Gründe dafür, dass das New Yorker Berufungsgericht Weinsteins Verurteilung vor einem Jahr verwarf: Es entschied, zahlreiche Frauen, deren Fälle nicht Gegenstand der Anklage waren, hätten nicht vor Gericht erscheinen dürfen.
Weinstein erscheint nicht als freier Mann zu dem Prozess. Er sitzt derzeit eine 16-jährige Haftstrafe aus einem separaten Verfahren ab. In Los Angeles war er im Februar 2023 ebenfalls wegen Vorwürfen sexueller Gewalt verurteilt worden.
J.Scott--SFF